„Lunas Zeichen“
… zu Luna muss ich sagen , dass ich sie kennengelernt habe und sehr überwältigt von ihrer Präsenz und ihrer Reife war… ( Ruth May )
Meine Hündin Luna hat mein Leben 14 Jahre lang bereichert und das auf vielfältige Weise. Sie war äußerst sensibel, verspielt, anhänglich, sorgte für eine Menge Lacher und war irgendwie eine weise Seele, die vielen Menschen sehr sanft die Angst vor Hunden nahm.
Mich hat sie schon sehr früh, bevor ich den ersten Kurs für Tierkommunikation besucht habe, an diese Fähigkeit erinnert und mich vehement darin geschult, ohne dass mir dies überhaupt bewusst war. Von Anfang an war Luna sehr sensibel und mochte es nicht, wenn man laut mit ihr gesprochen oder gar geschimpft hat. Sie konnte darauf recht unterschiedlich reagieren, meistens jedoch mit Trotz oder Ignoranz. Ich dachte immer, dass sie ein sehr leicht zu erziehender Hund war, zwar mit einigen Eigenarten, aber doch immer lieb und bis auf wenige Ausnahmen folgsam. Seit ich mich mit der Tierkommunikation näher beschäftigt habe, glaube ich allerdings, dass ich meinen Hund nicht erzogen habe, sondern schon immer mit ihr kommuniziert habe. Und dass es wohl eher umgekehrt war: wahrscheinlich hat mein Hund eher mich erzogen. (-:
Zum Beispiel darin mit ruhiger Stimme mit ihr zu sprechen. In diesen Fällen war sie nämlich immer sehr folgsam, während sie Kommandos oder gar ein Schimpfen meinerseits geflissentlich ignorierte. Auch auf meine Umwelt und meine Mitmenschen hatte Luna eine sehr harmonisierende Wirkung. Auf einem unserer ersten gemeinsamen Spaziergänge mit meinem heutigen Mann, hat Luna eine ihrer Trophäen (einen Stock) mit nach Hause tragen wollen. Das tat sie mit ihren Lieblingsstöcken regelmäßig und bei der einen oder anderen Trophäe schaffte sie es auch tatsächlich, sie ins Haus zu schmuggeln. Mein Mann wollte nun nicht unbedingt einen schmutzigen Stock in seiner Wohnung haben und sagte zu mir: „der Stock kann aber nicht mit rein“… Ich erwiderte darauf hin nur: „sag ihr das!“ Mein Mann wandte sich also an den Hund mit dem Kommando: „Aus!“ Was Luna übrigens sehr wohl kannte und in der Regel auch verstand, diesmal aber völlig ignorierte. Mein Mann wiederholte das Kommando mehrmals deutlich, jedes Mal bestimmter und lauter! Keine Reaktion. Daraufhin wandte sich mein Mann entnervt an mich mit der Feststellung: „hilft nicht, der Hund ist stur!“ Ich habe daraufhin mit sehr leiser Stimme etwas gesagt, wie:“ Luna, der Christian mag keine schmutzigen Stöcke in der Wohnung, lass ihn bitte Draußen“… und sofort ließ der Hund den Stock fallen. Mein Mann war sprachlos und ich habe seine Verwirrung perfektioniert, indem ich ihm sagte, dass der Hund ganze Sätze versteht und dabei jedes einzelne Wort, aber das Wichtigste sei, dass der Ton die Musik mache! Damals hatte ich von Tierkommunikation noch keinen blassen Schimmer und wurde doch schon unterrichtet (-;
Eine ihrer größten Aufgaben sah Luna seitdem darin den Beziehungstherapeuten in unserer Beziehung zu spielen. Bei jedem Streit zwischen meinem Mann und mir wurde sie nervös, rannte zwischen uns hin und her und versuchte uns zu beschwichtigen. Das führte dann dazu, dass wir nur noch selten stritten uns sehr disziplinierten, wesentlich respektvoller miteinander umgingen oder wenn wirklich mal ein reinigendes Gewitter notwendig war, einen Spaziergang ohne Hund unternahmen.
Nach 14 gemeinsamen Jahren und 10 gemeinsamen Jahren zu dritt, verließ Luna uns im vergangenen Jahr und wir vermissen sie schmerzlich. Zwei Monate nach ihrem Tod hatten wir einen Urlaub im Ferienhaus am Strand gebucht, den wir eigentlich mit ihr gemeinsam geplant hatten. Nun mussten wir diesen Urlaub erstmals ohne unsere treue Begleiterin und Beziehungstherapeutin antreten. In einem Moment, in dem ich sie dort besonders vermisste, weil sie das Toben am Strand so sehr liebte, unternahm ich einen Strandspaziergang allein. Das Auto meines Mannes parkte vor dem Haus. Auf dem Rückweg habe ich ein großes Herz auf die Motorhaube seines Autos gemalt, das mit einer dünnen Schicht Sand (ich hielt es für Staub) bedeckt war. Ich wollte ihm damit eigentlich eine Freude bereiten. Was mir gründlich misslungen ist, weil er fast einen Herzinfarkt bekommen hat, als er aus dem Fenster schaute, das Riesenherz auf der Motorhaube seines „Schätzchens“ sah und anstatt meine Botschaft an ihn darin zu erkennen, sich Sorgen darüber machte, dass dieses Herz eventuell für die Ewigkeit durch den Sand in den Lack gekratzt wurde… Was soll ich sagen? Das folgende Gewitter war wohl nur möglich, weil Luna nicht mehr anwesend war (zumindest nicht körperlich). Mein Mann sauer und ich enttäuscht und verletzt, es war erst mal Funkstille angesagt. Mein Mann ging dann zum Auto um den „Schaden“ genau zu inspizieren und sein Laptop aus dem Auto zu holen. Zurück kam er mit seiner Laptoptasche und Tränen in den Augen. Ich dachte zunächst, dass Auto sei ruiniert, aber der Grund war ein ganz anderer: Auf der Laptoptasche war ein Abdruck einer schmutzigen Hundepfote, Lunas Abdruck. Sie hatte die Angewohnheit bei allem was wir taten immer mittendrin und dabei zu sein. Dieser Abdruck muss bei einer solchen Gelegenheit entstanden sein. Nun stand mein Mann da, mit dieser Tasche in der Hand und wir waren uns beide einig, diesen Gruß von ihr niemals abzuwischen. Und ganz plötzlich wurde uns klar, dass etwas so Kleines vielleicht unabsichtlich Verursachtes eine ganz große Bedeutung bekommen kann. Und wie wertvoll vielleicht sogar ein solches Ärgernis wie ein in Lack gekratztes Herz werden kann, wenn der Verursacher nicht mehr bei Einem ist. Man würde es plötzlich in Ehren halten und es erscheint unvorstellbar, sich jemals darüber geärgert zu haben, zumal wirklich liebevolle Beweggründe der Anlass waren. Unser Streit wich einer tiefen Betroffenheit, dem Bewusstsein für die liebevollen Kleinigkeiten in unserem Leben, der Erinnerung an unsere sanfte Freundin und Lehrerin und der Gewissheit zum richtigen Zeitpunkt himmlische Grüße von unserer Beziehungstherapeutin erhalten zu haben.
Simone über Luna